altlicht. Demenzklang.

  • Projektziel: Klangbarmachung einer Demenz als Hörstück und CD
  • Leitbild: Maria Taglinger
  • Mittel: Gesprochene und gesungene Texte, Songs und Instrumentals in klassischer Instrumentierung
  • Logic Pro, Digital Drummer, 3 verschiedene digitale Symphonieorchester via Kontakt 7.11
  • Start: 1.1.2025
  • geplantes Ende: 1.10.2025

Ich wage mich mit dem nächsten TAG LIN GER Projekt an ein Thema, das es in sich hat. Es ist durch die Krankheit meiner Mutter sehr persönlich. Es macht mir zu schaffen. Durch seine Nähe zu ihr und zu einem Klischee. Ich will die Demenz meiner Mutter Maria Taglinger musikalisch darstellen. Sie hörbar machen.

Die entstehende Veröffentlichung wird eine Abfolge aus Instrumentalstücken, gesprochenen und Liedtexten sein. Das Sounddesign bewegt sich dabei im Umfeld von klassischen Instrumenten in der Form von digitalen Symphonieorchestern. Deren Stimmen sollen merkwürdig eingesetzt sein. Sich verändernde Links/Rechts Positionierungen, abschmierende Geigen, die Kombination zusammen mit harten Schlagzeugen. Digitale Chöre, eingesetzt als Soundkorrespondenz zu den Sprecher- und Singstimmen. altlicht wird mit Sicherheit kein Pop-Album, wird komplexer und eher in Richtung Hörspiel gehen.

altlicht bezeichnet die letzten Umrisse der Monsichel im Morgenlicht. Das scheint mir die richtige Metapher zu sein den Traum einer Demenz herüber zu den Jüngeren darzustellen. Aufnahmen aus einem Feuerwerk im Nebel wie im Header scheinen mir im Moment die richtige Optik zu sein.

Die folgende Textpartitur liegt dem zugrunde:

1 OUVERTÜRE (Instrumental)

Erste Version der Ouvertüre, Januar 2025

A TEXT

Noch kennt sie mich. Erkennt mich an der Stimme. Meinen Namen kennt sie noch.

Ich als ihr Sohn. Noch erkennt sie mich. Andere Menschen, längst tot, erwartet sie,

die Lebendigen hat sie vergessen. Meist. Nur wenige bleiben bei ihr, manche gehen vergessen

bereits durch die Türe hinaus. 

2 SIE (Akkordeon Walzer)

Sie

Sie sieht mich nicht mehr

Bald ist es der Name

Bald mein Gesicht

Nein, schon jetzt sieht sich mich nicht.

Sie

Sie hört mich nicht mehr

Ich könnte meinen Namen

flüstern, sprechen, schreien 

Bald wird es ganz ruhig in ihr sein

Maria 

verliert sich in einem langen Traum.

Maria 

verliert sich in einem langen Traum.

Es ist die Nacht am Tag, kaum

spürt sie sich noch wach. 

Ob Maria es schon weiss? 

B TEXT

Durch die Türe hinaus. So wie die Zeit und der einfache Handgriff. Die Uhr liegt

vergessen. Nicht mehr aufgezogen. Tag und Nacht gleichen sich.  Winter und 

Sommer. Gestern liegt vor dem Morgen. Die Hand sucht keine Schalter mehr. Maria sitzt 

da und lächelt. Stundenlang. 

3 TICK TOCK

Einatmen, aus

Einatmen, aus

Kein Gefühl für das Dahinter

Keine Zeit mehr in den Adern

Einatmen, aus

Ausatmen, ein.

4 TAG UND NACHT (Instrumental Electronic)

C TEXT

Stundenlang hört Maria nichts. Versteht niemanden. Sucht keinen Grund mehr. Maria ist 

alleine mit sich, auch unter Menschen. Sie schmeckt vom Essen wenig. Das Leben hört einfach auf. 

Da ist nichts mehr damit. Sagt Maria. Ich begleite sie auf den Balkon. Der Garten

darunter ist verschwunden. Wie leer.

5 WECK MICH AUF

Weck mich auf – orig Moon 2 Herbst 2024

Weck mich auf

Wecke mich auf, ich schlafe nicht.

Der immer gleiche Traum.

Die immer gleiche Frau.

Der immer gleiche Mann

Der gestern durch die Nacht kam.

Ich habe eine Nelke in der Hand.

Sie schreit mich an, der Mann.

Weck mich auf

Wecke mich auf, ich schlafe nicht.

Der immer gleiche Traum.

Der immer gleiche Mensch.

Jemand hat meinen Traum.

Da ist kein Licht, es ist nur hell geworden.

SCHREIT:

Aber ich sehe doch das Kind noch neben mir, wie ich ihm über den Kopf streichle, Harald heisst es, und es hat eben einen Apfel bekommen von mir. Ich kann es noch hören und riechen, ich kenne alle im Dorf, es ist August, ein Abend. Die Kühe treiben heim, es riecht nach Milch im Dorf. Die Blumen gehen noch einmal auf, das Gras, frisch gemäht, riecht mir so gut. Und alle Menschen lachen. Alle lachen. Lachen. Ich kann mich Gott verdammt noch einmal an das alles erinnern. Wieso glaubt mir das denn niemand. Wo seid ihr alle hin? Wo bin ich, ist es schon spät. Ich weiss doch alles!

D TEXT

Wie ein leerer Traum. So muss es sein. Die Fenster geschlossen. Draussen. Wie drinnen. Wie

 ganz in ihr. Fernsehbilder und Erinnerungen. Ein zittriger Tanz im Nebel. Im 

zerbrochenen Spiegel erkennt Maria ihr Bild nicht mehr. Die Familienalben sind so fremd.

In ihrer Welt sieht Maria ihre Gesichter. Nicht mehr. Welche Gesichter?

6 DER KAISER

Der Kaiser – orig. Moon 1 Herbst 2024

Der Kaiser zieht sein Kleid aus.

Der Kaiser zieht sein Kleid aus.

Der Kaiser der kommt heim.

Der Kaiser zieht sein Kleid aus.

Der Kaiser zieht sein Kleid aus.

Er flieht in sein Schloss.

( Spoken)

Der Kaiser zieht sein Kleid aus.

Er kommt all Jahr einmal  nach Haus.

Der Kaiser zieht sein Kleid aus.

Es ist ja keiner da im Schloss.

MIt seinem Fingernagel 

Sticht er Dir Dein Aug aus.

Das darf er doch, der Kaiser. 

Du bist sein Hochgenuss.

Der Kasier ist ein Dämon,

ein Schuft, ein Nackter 

Auf der Flucht, dabei

Will ihn ein jeder schlachten.

Was machst Du wilder Kaiser hier

Du bist doch gar nicht der von heut.

Was machst Du wilder Kaiser hier.

Es ist Dein Tod, der uns sehr freut.

E TEXT

Maria sieht verschwommen. Sie stürzt. Ich hebe sie auf. Tröste Maria. Die Angst kommt 

herein. Vor dem Fall und dem Schmerz. Die Angst ist ein Begleiter. Ein schwarzer 

Engel, der Einzige mit seiner Stimme. Er hat den weissen Engel getötet. Ihre Freude. 

Nun hat er das Sagen. In Maria. Und siehe.

7 AGGRESSION

Aggression – Orig. Moon 3 Herbst 2024

15 kleine Zahnräder rollen einen Berg hinunter.

Dort, weit unten, gibt es einen Teich mitunter.

Doch das stört sie nicht, nein sie treibens bunter.

Schlingern in einander verzahnt und gehen unter.

12 kleine Zahnräder brechen sich den Plunder

aus dem sie gemacht sind, weil sie mitunter

nicht gelernt haben doch ein wenig umzudrehn

Deshalb saufen sie nun ab und keiner ist mehr munter

Zahn rad auch Du.

Zahn rad auch ich. 

Keile mich in Dich.  

Und DU schaust zu.

Drei von den Zahnrädern, drehen um und

torkeln den Berg hinauf, treiben es bunt

Machen eine Karriere und tun es jedem kund

Werden an der Spitze ins leere umdrehen, und

8 AGRESSION (Instrumental Hitchcock schrill)

9 ENDE

Alles so ruhig. Alles so still. Und dunkel.

Warm ist es. Kalt ist mir. Schweigen.

Sanft ist mir. Kaum einen Laut. Atmen.

Kein Vorne. Kein Hinten. Alles mittet.

Gebt mir eine Decke. Gebt mir einen Kuss.

Sie warten oben. Niemand da. Ich bin hier.

Noch atme ich. Die Fernbedienung.

Sie hat keine Knöpfe mehr. Ruhig.

Alles so ruhig. Alles so still. Und dunkel.

10 CODA (Chorstück Instrumental)

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